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Schwierigkeitsskala Alpinwandern

Die hier beschriebenen Schwierigkeiten orientieren sich an der SAC Berg- und Alpinwanderskala. Für die Beurteilung der Schwierigkeiten ist relevant, dass in den höheren Schwierigkeitsgraden T4 – T6 eine Seilsicherung zwar üblicherweise wünschenswert, aufgrund von Geländegegebenheiten oder zusätzlichem Zeitaufwand oft nicht realisierbar ist. Das Bewältigen solcher Touren verlangt also eine hohe Risikobereitschaft sowie ein technisches und psychisches Niveau, welches gestattet das Gelände absolut zu beherrschen.

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Gut gebahnte, breite Wege bei denen entweder keine exponierten Stellen vorhanden sind, oder diese zumindest über eine hervorragende Absicherung verfügen. Die Beschilderung ist idR. Über jeden Zweifel erhaben und eine Absturzgefahr nicht gegeben. Als Schuhwerk sind oft noch stabile Turnschuhe ausreichend. Im Winter muss lediglich wetterangepasste Kleidung mitgeführt werden.

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Schmalere Wege mit hervortretenden Wurzeln oder Steinblöcken in teilweiße steilem Gelände. Absturz kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Besonders steile oder ausgesetzte Stücke sind zwar vorhanden, in der Regel aber mit Drahtseilen und Tritten entschärft. Üblicherweise sind noch ausreichend Schilder montiert, teilweise muss aber schon ein grundlegender Orientierungssinn vorhanden sein. Trekking oder Trailrunningschuhe sind idR. ausreichend. Erfahrene Wanderer können diese Touren im Winter noch ohne zusätzliche Hilfsmittel bewältigen, grundsätzlich empfiehlt es sich aber Grödel und Stöcke mitzuführen. Zudem sollte ab T2 im Winter ein separates GPS-Gerät mit Austausch-Akkus mitgeführt werden, um in der Navigation vom Smartphone unabhängig zu sein.

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Der Weg führt jetzt über längere Steinpassagen und ist daher nicht immer klar erkennbar. Steile und exponierte Stellen sind reichlich vorhanden, jedoch noch üblicherweise gut durch Drahtseile gesichert. Wo dies nicht der Fall ist, müssen bei Einzelstellen schon die Hände zu Hilfe genommen werden und die Schwierigkeit erreicht schon den ersten Grad der Kletterskala (UIAA I). Absturzgefahr ist teilweise gegeben, ebenso wie eine latente Steinschlaggefahr. Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind elementare Voraussetzungen. Gute, stabile Trekking- oder Trailrunningschuhe sind Pflicht. Für Berganfänger ist dieser Grad die Obergrenze des Machbaren. Bei Wintertouren sind entschärfende Drahtseile oder Stufen üblicherweise unter Schnee begraben und nicht mehr nutzbar. Ist eine Aufstiegsspur vorhanden, kann die Tour noch mit Grödeln bewältigt werden, ansonsten sind Steigeisen, Schneeschuhe und Eispickel notwendig. Das Gelände ist steil genug, um Lawinen wahrscheinlich zu machen, entsprechend ist ein Lawinenset Pflicht.

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Eine Wegspur ist nur noch teilweise vorhanden. Wegmarkierungen sind schlecht erkennbar oder gar nicht mehr angebracht und erfordern die Fähigkeit zur selbstständigen Orientierung. Im durchweg ausgesetzten und absturzgefährdeten Gelände sind nur noch in Ausnahmefällen Sicherungen vorhanden. Steilgraswiesen oder Schrofengelände stellen hohe Anforderungen an die Trittsicherheit und ein Vorkommen ohne Nutzung der Hände ist nicht mehr möglich. Stellenweise ist auch schon das Tragen eines Steinschlaghelmes empfehlenswert. Weniger Geübte benötigen eine Seilsicherung, diese ist jedoch aufgrund fehlender Standplätze anspruchsvoll in der Einrichtung. Aufgrund des teilweise anspruchsvollen Geländes ist ein Abbruch durch Abstieg auf der gleichen Route mit erheblichen zusätzlichen Risiken verbunden. Erfahrene Alpinisten können das Gelände noch in Trekking- / Trailrunningschuhen bewältigen, eher zu empfehlen sind aber Bergschuhe mit verwindungsarmer Sohle. Im Winter stellen solche Touren die Grenze des Machbaren dar. Eispickel, Steigeisen und Lawinenset sind zwingend erforderlich. Lawinen können auch bei guten Bedingungen „spontan“ und ohne Trigger auslösen.

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Wege und Wegmarkierungen sind nicht mehr vorhanden. Eine eigenständige Fähigkeit zur Orientierung ist zwingend notwendig. Die Schwierigkeiten bleiben andauernd um UIAA II, mit teilweise längeren senkrechten Passagen über brüchige Steine oder Steilgras. Steinschlaghelm ist Pflicht und auch im Sommer können Schneereste in schattigen Bereichen überdauern. Mitführen von Grödeln / Steigeisen ist auch im Sommer situativ empfehlenswert. Eventuell sind auch kurze Gletscherquerungen möglich. Fast jeder wünscht sich hier ein Seil; aufgrund der Steinschlaggefahr durch das Seil oder fehlender Anker im Bruch / Steilgras ist dieses aber nicht praktikabel. Auch kleinere Wetterumschwünge (Regen / Nebel) bringen ein erhebliches Gefahrenpotenzial. Selbst geübte Alpinisten müssen erhebliche Risikobereitschaft für diese Touren mitbringen. Bergstiefel mit verwindungsarmer Sohle sind Pflicht. Im Winter sind solche Touren in der Regel nicht mehr zu bewältigen.

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Höchste Stufe der Schwierigkeitsskala. Touren sind nicht markiert und selbst auf spezialisierten Wanderkarten nicht mehr verzeichnet. Aufgrund steiler Felswände sind auch GPS-Geräte nicht mehr zuverlässig. Eine Wegfindung und Risikobewertung muss komplett eigenständig ohne Hilfsquellen stattfinden können. Oft existieren nur Beschreibungen online, deren Zuverlässigkeit und Aktualität angezweifelt werden darf. Alpinisten müssen die ganze Bandbreite alpinen Equipments beherrschen und mitführen. Auch im Sommer sind längere Passagen auf Schnee / Eis möglich. Steinschläge und Lawinen können „spontan“ ohne Trigger auslösen und sind relativ normal. Selbst bei perfekter Vorbereitung und Beachtung aller Sicherheitsregeln sind Unfälle durch „unglückliche Umstände“ nicht auszuschließen. Wetter ist idR. unberechenbar und Wetterumschwünge bringen katastrophale Konsequenzen. Dementsprechend ist Zeit der größte Risikofaktor solcher Touren. Ein sicheres Bewältigen verlangt höchste Kondition und alpine Erfahrung, um so wenig Zeit wie möglich am Berg zu verbringen.

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