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Wasserwand Ostgrat - Eine Geheime Variante am Samerberg

Aktualisiert: 1. März


Der Ostgrat auf die Wasserwand ist eine kaum bekannte und noch seltener begangene Variante zum Aufstieg über den Wasserwandklettersteig. Wer diese Tour versuchen möchte, sollte UIAA II sicher begehen können und sich zudem im weglosen alpinen Gelände orientieren können. Wer sich also unter solchen Bedingungen wohlfühlt, den erwartet eine wirklich fordernde Route abseits der sonst am Heuberg üblichen Massen.

Der Wasserwand Ostgrat kurz vor dem Gipfel
Der Wasserwand Ostgrat kurz vor dem Gipfel

Vier Gründe für die Tour:

  • Eine selten begangene Variante in einem sonst sehr populären Wandergebiet.

  • Ein herausfordernder Gipfelgrat, der unsere Fähigkeiten und Erfahrungen auf die Probe stellt.

  • Mehrere absolut spektakuläre Fotospots entlang des Gipfelgrades.

  • Die Möglichkeit, den Gipfel der Wasserwand mit zahlreichen anderen in der Gebirgsgruppe zu kombinieren und die Tour somit gut an das eigene Fitnesslevel anzupassen.


Die Tour:

 
CIE Wasserwand Ostgrat
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Für diese Variante auf die Wasserwand habe ich mich einmal dazu entschieden, den Start von Nussdorf aus zu wählen. Gleich vorweg: Von Schweibern wäre besser gewesen. Diese Variante habe ich schon in einem anderen Blog beschrieben und sie ist landschaftlich wie wandertechnisch deutlich schöner. Zwar gibt es auch von Nussdorf eine schöne Route auf die Wasserwand, diese verläuft aber vorbei an der Kindelwand zur Westseite. Das ist genau die falsche Richtung für den Ostgrat. Wir wollen die Wasserwand von den Daffnerwandalmen angehen und die Kindelwand erst bei unserem Abstieg passieren.

Daher folgen wir bis zu besagten Daffnerwandalmen einer Fahrstraße, die sogar über große Strecken asphaltiert ist. Aber von Anfang an. Nach dem Start in Nussdorf geht es für uns zunächst am Steinbach entlang bis zum Pilgerweg nach Kirchwald. Ab hier erwartet uns nun ein gutes Stück Weg auf der besagten asphaltierten Straße. Einziges Highlight des Aufstieges ist eine 90° Kurve nach Westen, in der wir zum ersten Mal die Wasserwand erblicken. Praktischerweise ist von hier genau die Kernstelle des Ostgrades zu sehen. Ein annähernd senkrechter Grasshang, von dem noch die Rede sein wird.

Kernstelle des Wasserwand Ostgrates vom Aufstieg aus gesehen
Kernstelle des Wasserwand Ostgrates vom Aufstieg aus gesehen.

Angekommen an den Daffnerwandalmen erwartet uns die erste Herausforderung: Von jetzt an müssen wir überhaupt den Weg zum Grat finden. Dieser zweigt, kaum erkennbar vom Normalweg auf den Heuberg ab. Ich empfehle sich langsam immer so weit wie möglich entlang des Waldessaumes bergauf zu bewegen, bis sich eine geeignete Stelle findet, um durch wegloses Gelände zum Grat aufzusteigen. Andere Beschreibungen sprachen von einem Kreuz sowie von auf Bäume gesprühten schwarze Punkten, doch beides suchten wir vergebens. Schlussendlich stiegen wir nahe an einem heruntergekommenen Stacheldrahtzaun auf. Der genaue Punkt ist hier aber nicht kriegsentscheidend, da es sowieso nirgendwo einen Weg gibt, wichtiger ist da schon, dass wir nicht zu früh am Grat ankommen. Östlich von der Wasserwand liegt ein kleiner, von unterhalb kaum noch zu erkennender Felsturm auf dem wir eher nicht landen sollten. Der Abstieg, egal in welche Richtungen dürfte sich hier mehr als nur schwierig gestalten.

Sobald wir übrigens auf der Grathöhe angekommen sind, wird die Wegfindung einfacher. Ab jetzt ist immer ein Trampelpfad erkennbar, der uns auch prompt steil bergauf durch einen Bergwald führt (UIAA I). Wenn wir schlussendlich auf den Wandfuß der Wasserwand treffen, befinden wir uns an deren nordöstlicher Ecke, müssen also nach rechts an der Wand entlang. Hier beginnt nun der technisch anspruchsvolle Part der Tour und das zudem gleich mit der Kernstelle (UIAA II). Über einen annähernd senkrechten Grasshang müssen wir etwa fünfzehn Meter nach oben klettern. Die Verhältnisse, das sei gesagt, sind nicht gut. Der Boden besteht aus extrem weicher und sehr rutschiger Erde, die sich unter unserm Tritt beständig verformt. Und nicht nur unter unserem Tritt. Selbst größte Steinbrocken scheinen lediglich locker in diesen Erdboden eingegraben. Sobald wir uns also daran festhalten, fangen diese an, sich überraschend stark zu bewegen. Es ist eine Umgebung, die von uns echte Nervenstärke verlangt. Jeder einzelne Griff und Tritt will ordentlich getestet sein und selbst dann können wir oft noch spüren, wie sich selbige unter unserem Gewicht zu bewegen beginnen. Dann heißt es zügig, aber ohne Hast einen neuen Punkt zu suchen. Das alles passiert übrigens mit einem einhundert Prozent tödlichem Absturz in unserem Rücken.

Die Kernstelle des Wasserwand Ostgrates von oben gesehen
Die Kernstelle des Wasserwand Ostgrates von oben gesehen.

Ein Standplatz für eine Seilsicherung ließe sich am oberen Ende dieser Kletterpassage zwar einrichten, der Vorstieg kann aber nicht abgesichert werden. Mindestens einer in der Gruppe muss sich also in diesem Gelände wohl genug fühlen, um es ungesichert zu passieren. Hier sollte ich aber noch anmerken, dass diese fünfzehn Meter Kernstelle die einzige während der gesamten Tour ist, die eine Seilsicherung rechtfertigt. Wer also ob meiner Beschreibung eine Materialschlacht starten möchte, dem will ich eher von dieser Route abraten. Wie so oft bei Strecken mit Einzelstellen im Bereich UIAA II ist eine Begehung ohne Sicherung in Bequemlichkeit, Geschwindigkeit und Rucksackgewicht derart haushoch überlegen, dass es fragwürdig wäre, ob der begrenzte Nutzen einer Seilsicherung wirklich zu rechtfertigen ist. Dies schränkt allerdings die Zielgruppe solcher Touren auf ebenjene ein, die Kletterpassagen wie die eben beschriebene ungesichert bewältigen können. Und sicherlich steigert sich so der Risikofaktor solcher Wanderungen extrem.

Der weitere Gratverlauf bis zur Wasserwand ist übrigens deutlich entspannter. Der Weg verläuft jetzt oft leicht unterhalb des Grates mit ausreichend Möglichkeiten zum Festhalten und Bäumen zu unsere rechten. Dennoch bleiben die Aussichten spektakulär und immer wieder halten wir für ein Foto an. Besonders hervor sticht hier der Gipfelanstieg, wo wir vor der Kulisse des Heuberges noch einmal recht senkrecht nach oben steigen müssen. Dieses Mal aber mit deutlich mehr und sichereren Griffen und Tritten. Am Gipfel der Wasserwand treffen wir dann zu erstmals seit den Daffnerwandalmen wieder andere Wanderer, die oft ein wenig überrascht schauen, ob der Richtung, aus der wir kommen. Sollte der Grat übrigens bei einem Gespräch am Gipfelkreuz zum Thema werden, so muss ich darum bitten, ausdrücklich vom Abstieg und dieser Route generell zu warnen.


Durch die Nähe zum populären Heuberg trifft man an der Wasserwand immer wieder Leute, die besser schon den Aufstieg über den Normalweg hätten sein lassen sollen. Das sich diese dann aufgrund der eigenen begeisterten Schilderung an der Route versuchen, wäre eher ein schlechtes Ergebnis.

Der Gipfel der Wasserwand
Der Gipfel der Wasserwand.

Wir machen uns auf jeden Fall bald wieder auf und steigen über den Wasserwandklettersteig zum Heuberg ab, wo ich den Blog an dieser Stelle beenden will. Die Möglichkeiten zum Abstieg sind vielfältig: Zurück zu den Almen, an der Kindelwand vorbei zum Kundel, oder noch ein paar weitere aufregende Gipfel, die von mir schon an anderer Stelle beschrieben worden sind.


Es ist alles in allem eine traumhaft schöne Tour, die ich aber nicht wie von mir durchgeführt von Nussdorf, sondern von Schweibern über Fluderbachtal und Max-Schäfer-Steig starten würde. So steigt die Highlightdichte dieser Route noch mal ein deutliches Stück weiter.


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