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Whitepaper: Marktforschungsstudie Hochseilgarten

Aktualisiert: 26. Juni

Vor gut einem Jahr habe ich meine erste große wissenschaftliche Untersuchung begonnen. Eine Marktforschungsstudie über die Kunden deutscher Hochseilgärten. Die Ergebnisse sind dabei aus meiner Sicht relevant genug, um hier geteilt zu werden. Dieser Blog beschreibt vor allem die theoretischen und methodischen Hintergründe der Arbeit, denn die tatsächlichen Ergebnisse sind in einem kostenfreien PDF zu erhalten, fülle dazu einfach das Kontaktformular aus.


Eine Frau auf einem Element Namens Jungel Brücke in einem Hochseilgarten in Deutschland bei Sigmaringen in Baden Württemberg

Was ist überhaupt ein Hochseilgarten?

Hochseilgarten, Seilgarten, Adventure Park, Kletterwald – das sind nur ein paar Namen für ein und dasselbe Konstrukt. Es handelt sich um Anlagen, die nach der wissenschaftlichen Konsensmeinung wie folgt definiert werden können: Aerial Adventure Parks sind eine Ansammlung oder Abfolge einzelner Aktivitäten, die an Bäumen, Pfosten oder baulichen Strukturen aufgehängte Hindernisse inkludieren können und die dazu gestaltet sind, unter der Aufsicht von qualifiziertem Personal, für die Teilnehmer Abendteuer-basierte Erlebnisse mit einem von drei möglichen Programmzielen – Freizeitgestaltung, Erziehung, Therapie – zu schaffen (1) (2). In Deutschland gibt es dabei geschätzte 400 touristisch orientierte Seilgärten sowie eine Vielzahl kleiner Anlagen mit einem Fokus auf erlebnispädagogische Programme (3). Die Zahl der Besucher in deutschen Adventure Parks wurde im Jahr 2018 auf etwa 3 Millionen geschätzt (4) und weltweit generiert die Industrie milliardenschwere Umsätze (5). Angesichts solcher Zahlen ist es verwunderlich, dass Hochseilanlagen scheinbar nicht als relevanter Teil der touristischen Infrastruktur gesehen werden, sondern vielmehr das Klischee von einer Hippie-Klitsche irgendwo im Wald noch immer in manchen Köpfen präsent ist. Diese 3 Millionen stellen die Seilgärten zumindest im Bereich reiner Gästezahlen auf eine Stufe mit dem einheimischen Kreuzfahrtmarkt (6). Trotzdem sind wissenschaftliche Untersuchungen in die betriebswirtschaftlichen Aspekte von Seilgärten absolute Mangelware (5) – eine Lücke, in die meine Forschungsarbeit (und zwei aktuell noch laufende Forschungsprojekte zum Thema Hochseilgarten) genau hineinpassen. Was genau jetzt wirklich ein Hochseilgarten ist, erklärt uns das aber immer noch nicht. Dass es so viele, scheinbar austauschbare Namen für ein und dieselbe Freizeitaktivität gibt ist zwar ganz schön für Menschen, die mal im Deutschunterricht gelernt haben, in einem Text möglichst mit Synonymen zu arbeiten, um ein monotones Leseerlebnis zu verhindern, aber für Wissenschaft eher hinderlich. Das eine unklare Terminologie und Uneinigkeit über Definitionen vorhanden ist, ist bei einer natürlich gewachsenen Industrie nicht verwunderlich, aber gerade im Umgang mit Gesetzen und Normen so ein ernstes Problem, dass sogar schon mal ein Paper zu diesem Thema geschrieben worden ist (7). Eine mögliche Trennung der verschiedenen Arten von Aerial Adventure Environments ist dem gleichnamigen Buch von Speelman et al. zu entnehmen (5), die ich mit eigenen Modifizierungen übernommen habe (2). Aber ist es überhaupt wichtig, wie genau wir jetzt das Kind nennen? Die Antwort ist natürlich: Ja, denn es kann dabei helfen zu verstehen, warum die Ergebnisse meiner Studie überhaupt relevant sind.


Wie ich zu den Ergebnissen der Hoschseilgarten-Marktforschungs-Studie gekommen bin

Es gibt also viele verschiedene Arten von Seilgärten und ein genauso breites Bild an Nutzungsarten ist in meiner Studie abgebildet worden. Unter den acht untersuchten Anlagen waren solche mit rein freizeitorientierter Nutzungen und solche mit erlebnispädagogischen Programmzielen. Es gab Anlagen, die sich fast ausschließlich auf Touristen als Gäste stützen und solche, bei denen Einheimische einen großen Teil der Besucher ausmachten. Manche Anlagen waren als reine Poleanlagen konzipiert und andere „echte“ Waldseilgärten. Und dann waren die Anlagen noch in ganz Deutschland verteilt – die nördlichste in Rügen und die südlichste am Bodensee. Bei dieser Varianz an unterschiedlichen Betreiberkonzepten wäre es durchaus zu erwarten gewesen, dass sich unter ihren Kunden keinerlei Gemeinsamkeiten erkennen lassen. Um zu überprüfen welche Ähnlichkeiten doch zu erkennen sind wurden zwei verschiedene statistische Tests genutzt: Der Kruskal-Walis-Test für unabhängige Stichproben und Spearmans Roh für Korrelationen. Diese beiden Tests sind geeignet, da die Daten keiner Normalverteilung entsprachen, und die Stichprobenmenge je nach Anlage zwischen N=30 und N=200 schwankte. Beide Tests sind aber für solche Stichproben angemessen (8).


Management Summary der Hochseilgarten Studie

  • Meine Forschung hat gezeigt, dass Männer mit universitärer Ausbildung in der Gästestruktur von Seilgärten überrepräsentiert sind

  • Mein Forschen deutet an, dass es ungenutzte Marktpotentiale im Bereich der Altersklassen 50+ gibt

  • Meine Forschung unterstützt die Hypothese anderer Forscher, dass bei einer Mehrzahl von Gästen der Spaß in der Gruppe wichtiger ist als adrenalingeladene Elemente

  • Mein Forschung gibt Anhaltspunkte welche demografischen Gruppen welche Elemente des Seilgartenbesuches besonders zu schätzen wissen


Quellenverzeichnis

(1) WAGSTAFF, M. (2016) Challenge Course Programming. On the Rise or Compromise? in: HUMBERSTONE, B. / PRINCE, H. / HENDERSON, K.A. (Hrsg) (2016) Routledge International Handbook of Outdoor Studies. Arbingdon & New York, S. 217 – 226

(2) KÄÄB, N. S. (2023) Der Zusammenhang von FLOW-Erlebnissen und Kundenzufriedenheit bei Teilnehmern eines Hochseilgartens. Wissenschaftliche Arbeit an der DHBW Ravensburg, Lehrstuhl für BWL und Tourismus.

(3) Experteninterview im Rahmen der Wissenschaftlichen Arbeit.

(4) IAPA-Branchenreport 2018.

(5) Speelman, E. A. / Wagstaff, M. / Jordan, S. H. / Haras, K. (2021) Aerial Adventure Environments: The Theory and Practice of the Challenge Course, Zip Line, and Canopy Tour Industry. Champaign

(6) DEUTSCHER REISEVERBAND (2021) Der Deutsche Reisemarkt 2021. [Online verfügbar]

(7) HANSEN, M. / FYALL, A. / SPYRIADIS, T. (2020) Adventure or amusement? Image and identity challenges for the aerial adventure industry and implications for positioning and policy. Anatolia 31 (3) S. 423 - 435

(8) BONNINI, S / CORAIN, L. / MAROZZI, M. / SALMASO, L (2014) Nonparametric Hypothesis Testing. Rank and Permutation Methods with Applications in R. Chichester

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