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Lange Winter-Variante auf den Hochgrat

Aktualisiert: 1. März 2023


Vor allem für die Bewohner des Raumes Bodensee-Oberschwaben und Westliches Allgäu dürfte der Hochgrat einer der am schnellsten zu erreichenden Berge über 1500 m sein, doch auch wer in Verbindung mit einem mehrtägigem Aufenthalt eine längere Anfahrt auf sich nehmen möchte, der kann hier die ursprünglichen Hochweiden des Naturparkes Nagelfluh aus nächster Nähe bewundern. Wie bei allen auf meinem Blog dokumentierten Wandertouren gibt es auch für die Runde bis zum Hochgrat eine deutliche Warnung. Winterwanderungen bringen eine Vielzahl zusätzlicher Risiken und verlangen ein höheres Maß an alpiner Erfahrung und Erfahrung als ähnliche Strecken im Sommer. Wer sich also diesen gesteigerten Anforderungen gewachsen sieht, der kann am Hochgrat eine einsame Winterlandschaft erleben – und wer sich seinen Fähigkeiten nicht sicher ist, dem bleibt ja immer noch die dann deutlich entspanntere Überschreitung im Sommer.

Winterwanderung nahe Lindau bei Oberstaufen über Seelekopf zum Hochgrat im TIefschnee.
Der Blick in Richtung Hochgrat

Vier Gründe für die Tour

  • Eine Tour mit grandiosen Fernblicken in Richtung Bodensee

  • Eine Gratüberschreitung mit wenigen technischen Schwierigkeiten und geringer Ausgesetztheit. Wer zum ersten Mal in seinem Leben einen Gipfelgrat ausprobieren will, der ist hier (im Sommer) richtig.

  • Eine Tour, die im Winter durchaus hohe Anforderungen an die Ausdauer stellt.

  • Die Möglichkeit an der Hochgratbahn Bergstation Rodel auszuleihen und sich so zu einem mehr als spaßigem Abstieg zu verhelfen.


Die Tour

ALG Hochgratüberschreitung
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Begonnen hat meine eigene Überschreitung an einem schneidend kaltem Wintermorgen auf dem Parkplatz der Hochgratbahn. (Parktickte 5€ pro Tag, 2€ Rabatt bei Nutzung der Hochgratbahn) Trotz einer ganzen Woche ununterbrochenen Sonnenscheines und in Teilen Baden-Württemberg schon langsam beginnenden Frühlings, hatte ich das Vergnügen noch um neun Uhr morgens bei -7° aus dem warmen Auto auszusteigen. Nach kurzer Information bei den sehr hilfreichen Mitarbeitern der Hochgratbahn war ich mir dann auch sicher, dass ich mich an der langen Variante über Rohnehöhe und Seelekopf probieren würde.

Mit ganzen drei Schichten und immer noch leicht fröstelnd starten wir dann auf der Zufahrtsstraße erst einmal talwärts. Das anfängliche gehen auf Asphalt – bei weitem nicht immer angenehm – hält für diese Tour den Wohlfühlfaktor hoch. Selbst wenn wir uns die Straße mit Autos teilen müssen. Nach wenigen Kurven und einer Brücke, die spektakuläre Blicke in einen vereisten Gebirgsbach erlaubt, kommen wir dann aber bei der Bushaltestelle Lanzenbach an und wenden uns nach links gen Berge. Von hier aus folgen wir einer Forststraße bergauf und dann ging der Spaß im Schnee auch schon los. Denn der in der Nachkälte extrem fest gewordene Schnee war auch entsprechend rutschig, sodass ich selbst auf dem Forstweg schon dankbar für die Grödel an den Füßen war. Bis zur Remmeleck-Alpe ist der Tourverflauf, Forstweg sei Dank, aber immer noch sehr entspannt.

Und während wir uns langsam aus dem Bergwald hinaus in das Winterwonderland der Hochalmen schälen steigt auch die Sonne mit uns gen Himmel und bringt die ersten warmen Sonnenstrahlen auf die Haut. Doch leider nicht nur auf die Haut, auch auf die Schneedecke und dort trägt das Morgendlich einsetzende Tauwetter nicht unbedingt zur Stabilität der Lage bei. Dies schließt die Lawinenlage ein, denn die Kombination aus Tauwetter am Tag und Nachfrost kann mehr als nur günstig für das Entstehen von Schneebrettern sein. Und auch so lässt sich die Schneedecke im Tiefschneebereich nur mit maximal brüchig beschreiben. Der Schnee trägt zwar, solange man auf beiden Beinen steht, lastet das Gewicht aber nur noch auf einem Bein (sprich bei jedem Schritt) so sinkt man ein. Diese lustige Kombination führt dann dazu, dass jeder Schritt im ungespurten Gelände entweder doppelt so lang dauert wie normal, oder doppelt so viel Kraft erfordert. Mein Glück war allerdings, dass sich dieses ungespurte Gelände nur auf einen kleinen Teil der Tour beschränkt hat. Aber schon diese kurzen Stücke haben stellenweiße so wenig Spaß gemacht, dass es ernsthaft zu bezweifeln ist, ob die Tour bei diesen Verhältnissen empfohlen werden kann. Zurück aber zu der Beschreibung, denn auch wenn ich mir eher einen schlechten Tag ausgesucht habe, die Strecke selbst ist ein Traum und du, lieber Leser, musst dir einfach nur einen besseren Zeitpunkt aussuchen.

Seilbrücke über den Lanzenbach im Winter bei einer Winterwanderung zum Hochgrat
Seilbrücke über den Lanzenbach

Von der Remmeleck-Alpe geht es zunächst kurz bergab in das Tal des Lanzenbaches, wo abenteuerlustige Wanderer den Bach sogar auf einer Seilbrücke queren können. Nun folgen wir den Aufstiegsspuren der Tourengeher durch den Wald, und genießen das einfache Gehen auf dem, im Schatten der dunklen Fichten, gefrorenen Schnee und erreichen abermals einen bestens präparierten Forstweg, der uns frohen Schrittes bergan bringt. Hier habe ich auch den größten Navigationsfehler der Tour gemacht: Unterhalb der Ziehenalpe habe ich mich entschieden den präparierten Forstweg zu verlassen und entlang des Sommerweges zur Falkenhütte aufzusteigen. Das war zum Beispiel dann einer der Stücke die nicht so gut gespurt waren. Wäre ich auf dem Forstweg geblieben, hätte ich auf einem bestens planierten Weg, zwar deutlich länger aber auch deutlich angenehmer,über die Alpe Hörmoos laufen können. Und in anbetracht der wirklich frustrierenden Plackerei gerade aus den Berg hinauf und der vielen Pausen, die ich zum Schimpfen benötigt habe, wäre es vielleicht sogar die schnellere Variante gewesen.


Möglicherweise ist es aber auch einfach nur ein Zeichen, dass ich vielleicht doch endlich einmal in Schneeschuhe investieren sollte. Diesen Gedanken konnte ich zumindest nach Passage der Falkenhütte wieder etwas verdrängen, denn Dank eines nicht stattfindenden Skibetriebes, war ich einfach mal so frech und bin direkt auf der Piste in Richtung Rohnenhöhe aufgestiegen. Hier gab es nun auch das erste Mal wirklich traumhafte Panoramen in alle Richtungen zu bestaunen, auch wenn das Wetter leider zu diesig war um den Bodensee in der Ferne zu sehen.

Besser zu betrachten war da schon der nun vor mir liegende Gipfelgrat, der in seinen knapp vier Kilometern doch noch einiges an Höhendifferenz mitbringt. Auch hier war eine Spur vorhanden, der ich entspannt, immer auf der Süd-Ostseite des Berges, folgen konnte. Zumindest dort, wo der Schnee nicht mittlerweile so weich gekocht war, dass man selbst in den Trittspuren vorangegangener Wanderer noch eingebrochen ist. Der Weg ist aber trotz der widrigen Verhältnisse (die ich ja nur meiner eigenen Planung anlasten kann) durchaus sehr fair geblieben.

Aussicht von der Rohnenhöhe im Allgäu in der Nähe der Falkenhütte auf einer Winterwanderung zum Hochgrat
Ausblick von der Rohnenhöhe

Mit Ausnahme einer wirklichen kurzen Stelle ist man nie wirklich ausgesetzt und an mehreren Stellen sind Stahlseile und Tritte montiert, die einem zwar, halb im Schnee begraben, kaum etwas nützen aber zu einem Gesamtbild der Tour betragen: Hier bin ich der Meinung einen Gipfelgrat gefunden zu haben, der sich im Sommer wunderbar für die ersten Versuche unerfahrener Alpinisten auf dem Terrain der Gratüberschreitungen eigenen dürfte. Für den Sommer also eine klare Empfehlung meinerseits. Was mich angeht, so hatte ich es schließlich und endlich in (Pausen ausgerechnet) nur vier Stunden bis zur Bergstation der Hochgratbahn geschafft, war aber von den Torverhältnissen zu diesem Zeitpunkt schon so frustriert, dass ich mich gegen die Besteigung des namensgebenden Gipfels entschieden habe.

Stattdessen galt es für mich nur noch so schnell wie möglich ins Tal zu kommen, und da kam es mir mehr als nur gelegen, dass für 9 € an der Hochgratbahn Schlitten ausgeliehen werden können. Die rasante Talfahrt lies mich die vorangegangenen Mühen mehr als nur vergessen und lässt ehrlich gesagt die ganze Tour wieder in einem positiven Licht erstrahlen. Als großer Fan langer, steiler Rodelstrecken mit durchaus anspruchsvollen Kurven und langen Geraden für besonders hohe Geschwindigkeiten muss ich sagen: Ich bin hier voll auf meine Kosten gekommen und werde nur wegen der Rodelbahn im Winter wieder mal hierher fahren – dann gehe ich aber via dem kurzen und ordentlich präparierten Winterwander- & Rodelweg gen Gipfel, oder fahre gleich mit der Gondel.



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