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Über Jochberg und Sonnenspitz

Aktualisiert: 24. Juli 2023


In gewissen Münchner Kreisen ist der Jochberg am Walchensee schon in Verruf geraten. Ein Mix aus einfachen Anforderungen, der Nähe zu München und einer guten gastronomischen Versorgung machen diesen Gipfel ein klein wenig zu populär. Wer sich nicht an einem schönen Samstagmorgen um sechs Uhr aus dem Bett quälen möchte, nur um überhaupt noch einen Parkplatz am Hügel zu bekommen, der ist gut beraten die Tour zu abweichenden Zeiten zu gehen – hier auf dieser Webseite habe ich schon einmal über eine Freitag-Abend-Tour in den Sonnenuntergang geschrieben. Doch da gibt es noch eine zweite Möglichkeit dem Wahnsinn zu entfliehen: Bei einer umweltfreundlichen Anreise per Bahn und Bus wird es gleich viel gemütlicher. Und es eröffnen sich Varianten, die sonst eher nicht möglich wären.

BVA Jochberg Überschreitung
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Vier Gründe für die Tour

  • Umweltfreundliche und stressfreie Anreise zur Tour mit Bus und Bahn möglich

  • Eine ungewöhnliche Variante an einem der populärsten Münchner Ausflugsberge, die selbst an einem Samstag Momente der Einsamkeit in den Bergen erlaubt

  • Die Möglichkeit dank Bahnanreise nach der Wanderung auch guten Gewissens auf ein Bier einkehren kann

  • Die Verbindung von zwei beliebten Gipfel – Jochberg und Sonnenspitz, in einer Tour


Die Tour

Von München bringt uns stündlich ein Zug der Werdenfelsbahn nach Kochel am See und für mich gleich das erste Highlight: Denn während samstagsmorgens wandern gehen üblicherweise für frühes Aufstehen und ein kurzes eiliges Frühstück sorgt – einfach weil man schnell los muss um dem Münchner Ausflugsstau zu entkommen, ist es bei dieser Variante einmal anders herum. Ausgeschlafen und entspannt standen wir um neun Uhr morgens am Hauptbahnhof, mit einem frischen Cappuccino in der Hand und Brotzeitboxen mit vorbereitetem Frühstück in den Rucksäcken. Und während draußen am Fenster erst der Starnberger See und dann die Osterseen vorbeiziehen, genießen wir ein für Wandertage ungewöhnlich luxuriöses Frühstück. Und das ganz ohne Zeitdruck.

In Kochel angekommen wartet schon der Bus, natürlich auch im Bayern-Ticket inkludiert, und bringt uns zur Passhöhe der Kesselbergstraße. Auch wenn die Anreise so natürlich etwas länger dauert, kommen wir dafür umso entspannter an. Und wir können auch gleich von der Kesselberg Passhöhe aus los gehen – vom Parkplatz, der hier samstags auch schon mal um acht Uhr Morgens voll ist. Der Weg zum Jochberg hoch ist an anderer Stelle auf meinem Blog ausführlich beschrieben, jedoch möchte ich hier noch anmerken, dass nach mehreren Tagen Tauwetter der auf dem Weg üblicherweise schon gut festgetretenem Schnee eher zur durchgängigen Eisplatte wurde. Die guten alten Grödeln waren also eine hilfreiche Ausrüstung. Auf dem Weg nach oben geht es zunächst über viele Serpentinen durch den Bergwald. Durch die Bäume können wir gelegentlich Blicke auf den Walchensee oder in Richtung Kochelsee erhaschen, doch dir wirklich spektakulären Aussichten stehen uns noch bevor. Wenn wir zum ersten Mal im Verlauf der Tour einen Wegweiser passieren, bietet sich der erste davon an: Nach links, ab von der normalen Route, müssen wir ein kleines Stück einen unmarkierten Weg hinab und stehen plötzlich auf einem Felsvorsprung, mit dem ganzen Oberland vor uns. Danach geht es erst einmal südwärts, vorbei an einem relativ neuen Bergkreuz, das uns daran erinnert, dass auch der Jochberg nicht frei von Gefahren ist und hinein in den steilsten Abschnitt des Aufstieges.

Ein malerischer Blick auf einen schneebedeckten Berggipfel mit blauem Himmel und Wolken im Hintergrund. Im Vordergrund steht ein Holzschild mit der Aufschrift “Jochberg” und einem Pfeil nach rechts. Das Bild deutet auf ein Wanderziel in den Alpen hin.
Pause auf dem Jochberg Panoramaweg

Nach einem kurzen Flachstück befinden wir uns jetzt auf dem Jochberg Panoramaweg, der uns oberhalb einer Steilwand, mit traumhaften Ausblicken zu unserer linken, dem Ziel näher bringt. Nachdem wir einen Almzaun durchquert haben tauschen wir den Traumblick auf der linken Seite gegen einen zu unserer rechten und können jetzt Walchensee, Karwendel und Wetterstein in ihrer ganzen winterlichen Pracht bewundern. Jetzt treten auch die Bäume zurück und werden durch vereinzelte Latschen ersetzt, bis wir schlussendlich auf dem Gipfel selbst komplett frei stehen und endlich einmal die Aussicht in beide Richtungen genießen können. Hier endet auch der Teil der Wanderung, der fast jeden Münchner geläufig sein dürfte, denn ab jetzt folgen wir der eher seltener begangenen Route in Richtung Sonnenspitz. Das die nicht ganz so populär ist, lässt sich schon an den Schneeverhältnissen erkennen: War der Weg bisher so fest und ausgetreten, dass wir (abgesehen von Temperatur und Rutschgefahr) uns fast auf einem Sommerweg wähnen könnten, wartet jetzt normaler Tiefschnee mit nur vereinzelten Trittspuren auf uns. Diese Verhältnisse sind insbesondere beim Abstieg nicht ganz ohne, denn allzu schnell könnte man in eines der tiefen Trittlöcher einbrechen und sich das Bein wirklich unangenehm verdrehen – ein erhöhtes Maß an Vorsicht ist also geboten und nicht nur wegen der Gesundheit unserer Beine. Nach tagelangem Tauwetter lassen sich hier und da die Anzeichen aufreißender Gleitschneemäuler erkennen und erfordern es die Lawinenwahrscheinlichkeit als Variable in unsere Wegfindung aufzunehmen.

Ein Panoramablick auf einen zugefrorenen See mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Der See ist von einem Wald umgeben und spiegelt das Sonnenlicht wider. In der Mitte des Bildes erhebt sich der Sonnenspitz, ein markanter Berggipfel in den Alpen.
Kurz vor der Sonnenspitz

Glücklicherweise sind aber die exponierten Stellen relativ wenig an der Zahl und bald erreichen wir wieder den Bergwald. Der Weg wird hier zwar umso steiler, dafür geben Bäume der Schneedecke genügend Halt. Und übrigens auch uns, denn auf dem steilen Weg müssen wir öfter einmal die Hände zu Hilfe nehmen, um die ein oder andere Stufe hinabzuklettern. Trotzdem bleibt es eine teils elende Plackerei, die leider auch nicht durch landschaftliche Highlights aufgelockert wird. Das ist aber die Natur von Winterwanderungen abseits der populären Wege und kann so schlecht als Argument gegen die Route verwendet werden – unterschlagen darf man es deswegen aber auch nicht. Letztendlich wird der Weg irgendwann etwas flacher und wir queren eine gut gespurte Forststraße, bevor es in den zweiten, deutlich kürzeren Anstieg hin zum Sonnenspitz gehen. Anfänglich sind die Schneeverhältnisse noch ähnlich des just bewältigten Abstieges, doch je näher wir dem Sonnenspitz kommen, desto mehr finden wir uns wieder auf einem perfekt gespurten Wanderweg wieder.


Nach einer kurzen Pause, mit traumhaften Aussichten hin zum Jochberg und Kochelsee müssen wir uns dann auf den Abstieg nach Kochel selber machen. Hier haben sich die Grödel zum zweiten Mal im Verlauf der Tour richtig bezahlt gemacht. Der Schnee ist hier schon zu einer durchgängigen und damit sehr rutschigen, Fläche komprimiert, der Weg selbst ist aber deutlich schmaler und steiler. Wer die Tour auch bewältigen will, der kann eventuell darüber nachdenken sie in umgekehrter Reihenfolge zu gehen, um einen weniger steilen Abstieg zu haben, auch wenn natürlich die gastronomische Versorgung an der Kesselberg Passhöhe nicht ganz so gut ist wie in Kochel – ein durchaus relevanter Faktor, wenn man im Worst-Case-Szenario auch mal eine Stunde auf den Bus warten müsste. Bald erreichen wir wiederrum eine gespurte Forststraße mit einem Wegweiser in Richtung Kochel – den wir aber gekonnt ignorieren. Statt nach rechts dem Wegweißer nach geht es nach links auf einen kleinen Trampelpfad. Hier beginnt wieder um recht eindrucksvolles Steilstück – Der Weg selbst ist zwar von machbarem Gefälle, er ist jedoch mit einer gewissen Ausgesetztheit und Absturzgefahr verbunden. Zudem führt das letzte Stück in vielen Serpentinen durch eine fast Senkrechte Rinne. Eine Umgebung die man nur als erstklassiges Lawinengelände bezeichnen kann – ein Fakt, der uns dadurch bestätigt wurde, dass wir auf den letzten Höhenmetern selbst durch einen alten Lawinenkegel hindurchmarschieren mussten.

Schlussendlich erreichen wir dann aber doch Kochel und gönnen uns, wegen der erwähnten Stündlichen Abfahrten der Werdenfelsbahn noch einen wohlverdienten Apfelstrudel im Café des Hotel Postilion.

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