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Zwei Klettersteige am Dachstein - Intersport und Laserer Alpin Klettersteig


Der Klettersteig auf den Großen Donnerkogel, auch bekannt als der Intersport Klettersteig mit seiner gewaltigen Himmelsleiter ist wohl eines der meist-fotografierten Motive der Alpen. Der Laserer Alpin Klettersteig am Gosausee ist, vor der Kulisse des gewaltigen Dachsteines ein fast ebenso anziehender Fotospot, auch wenn er alleine vielleicht die Anreise eher nicht Rechtfertigt. Da passt es doch, dass wir diesen Sommer beide dieser Routen in einer Variante verbinden konnten, die uns nicht nur die größeren Massenaufläufe erspart haben, sondern auch noch das bewältigen beider Steige an einem Tag in einem realistischem Zeitfenster ermöglicht. Trotzdem müssen zu Beginn der Tourbeschreibung einige Warnungen ausgesprochen werden:

Ein Klettersteiggeher klettert über die 40-Meter-Riesenleiter im Intersport Klettersteig auf den Großen Donnerkogel. Das Foto wurde kurz nach Sonnenaufgang aufgenommen, weswegen die Bergwelt des Dachstein in ein Goldenes Licht getauft ist.
Die Himmelsleiter am Donnermandel ist Weltberühmt

Der Klettersteig auf den Donnerkogel ist kein Kindergarten. Über weite Teile im Anspruchsbereich C oder sogar C/D ist er durchaus als Kraftintensiv zu bezeichnen. Das Klettersteigset ist in seiner Schutzwirkung – gerade in anspruchsvollen Abschnitten – nur noch psychologischer Natur. Jeder Absturz dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit schwersten Verletzungen einhergehen. Dementsprechend ist der Intersport Klettersteig keineswegs – wie anderenorts behauptet – für Klettersteiganfänger geeignet, denn das Gelände muss Technisch Beherrscht werden. Regelmäßige Bergwachteinsätze und mehrere tödliche Unfälle sprechen hier ihre eigene Sprache. Ebenso beschreibe ich hier eine Variante mit einer nächtlichen Begehung. Diese Reduziert zwar auch Risikofaktoren – hauptsächlich solche die durch die Anwesenheit anderer Berggeher ausgelöst werden – bringt dafür aber erhebliche zusätzliche Gefahren im Bereich der Wegfindung und durch Erschöpfung / Unaufmerksamkeit. Wer sich also zu einer Begehung am frühen Morgen entscheidet sollte das Gelände wortwörtlich im Schlaf beherrschen.

 
DAS Zwei Klettersteige am Dachstein
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Vier Gründe für die Tour

  • Eine Möglichkeit zwei Highlight Klettersteige an einem Tag zu verbinden.

  • Die Staufreie Begehung des Intersport-Steiges

  • Die Atemberaubenden Fotomotive die im Licht der frühen Morgenstunden noch beeindruckender wirken

  • Die Himmelsleiter im Intersport-Steig, die wohl nur mit dem Wort „Nervenaufreibend“ gut beschrieben ist


Die Tour

Unsere doppeltour am Dachstein beginnt an einem Samstagnachmittag nach der relativ langen Anreise aus München am Parkplatz des Gosausees. Der ist zu diesem Zeitpunkt schon randvoll und wir müssen dementsprechend recht weit Unterhalb des Seeufers parken. Die zusätzlichen Höhenmeter auf geteertem Bürgersteig entlang der Straße schrecken uns aber nicht ab, denn zumindest heute habe wir noch Zeit und Muße. Dementsprechend können wir auch am Seeufer eine ausführliche Fotosession einlegen, bevor wir bei leichtem Nieselregen mit unserem Aufstieg in Richtung der Gablonzer Hütte beginnen. Der Weg durch den Bergwald ist steil, mit Wurzeln durchsetzt und Treppenartig. Wer berghoch auf Tempo machen will, der kann sich hier sicherlich Fordern. Wenn wir aber zum ersten mal in einer scharfen Linkskurve einen Blick auf den schon weit unter uns liegenden Gosause erhaschen können, dann ist das steilste Stück bald vorbei. Noch kurz muss gekämpft werden doch wenn wir die Serpentine direkt an der Geröllhalde unterhalb des Großen Donnerkogels durchschreiten, dann ist endlich der entspannte Teil erreicht. Der Weg führt jetzt - mit immer wieder flachen Passagen – über beweidete Almen. Und er verändert sich auch in der Beschaffenheit. Wenn wir das erste mal über nackte Steinplatten laufen und kurz danach aus dem dichten Bergwald in ein Hüfthohes Latschenmeer eintreten, dann lohnt sich der Blick nach Links. Wie wir um die langgezogene Wegkurve schreiten können wir in der Lücke zwischen Kleinem Donnerkogel und Donnermandel bereits die Vierzig-Meter-Riesenleiter erblicken. Bald wird die Aussicht aber wider von schwarzen Tannen blockiert und wir erreichen nach einem letzten Anstieg die Gablonzer Hütte. Bei gutem Essen und kühlem Bier können wir hier den Tag ausklingen lassen – aber nicht zu lange, denn der nächste Morgen kommt früh.

Unser Wecker weckt uns, aus Rücksicht auf das restliche Matratzenlager, um vier Uhr morgens nur per Vibrationsalarm am Handgelenk. Leise stehlen wir uns aus dem Zimmer und treten in die noch eisige Bergnacht. Nur ein dünner orangener Strich über den Östlich gelegenen Bergen kündigt uns den noch entfernten Sonnenaufgang an. Trotzdem ist es unter Sternenklarem Himmel hell genug, dass wir schon auf den Einsatz unser Stirnlampen verzichten können. Der Weg ist deutlich zu erkennen und unsere Ausrüstung haben wir schon im Materialraume der Hütte angelegt um den obligatorischen Ausrüstungscheck bei guten Lichtverhältnissen absolvieren zu können. Der Weg bis zum Einstieg in den Klettersteig ist eher ein angenehmer Spaziergang, gut geeignet um auch unsere Körper langsam aus dem Nachtschlaf zu erwecken, sodass wir am Einstieg selbst schon das erste Layer der Bekleidung wieder ausziehen können. Der Einstieg selbst (B/C) beginnt relativ steil und anspruchsvoll und fungiert damit als guter Filter – Wer hier schon in Schwierigkeiten kommt, der darf getrost den Rest des Klettersteiges als über seinem können bewerten. Im Anschluss an den ersten Aufstieg folgt eine kurze Querung, bis wir am Fuß der Kaiserverschneidung (C/D) stehen. In dieser ersten Kernstelle klettern wir einen senkrechten Halbkamin auf Metallstifte empor – die übrigens nicht über ein, nach moderne Bauweise, abgebogenes Ende verfügen und in einem Stutz mit Pendelbewegung bestimmt auch gut als Kebab-Spieße funktionieren. Wiederum folgt eine entspannte Querung, bis zur Enzianwand (C) wo wir, vergleichbar mit dem Brett im Höllental eine durchgängige Platte auf einem Pfad aus Metallstiften traversieren. Das Ende der Enzianwand markiert auch den beginn von Schwierigkeitsmäßig eher leichtern Abschnitten. Bis zum erreichen der ersten Leiter übertrifft der Anspruch nicht mehr den Grad B/C. Am Fuß genau dieser Leiter, befindet sich auch der erste Notausstieg der Tour. Die Vielzahl an möglichen Notausstiegen ist einer der Gründe, warum der Klettersteig oft Fälschlicherweise als Anfängerfreundlich deklariert wird. Mit vier „offiziellen“ Notausstiegen hat diese Route immerhin vier Notausstiege mehr als viele Alpine Klettersteige. Aber in einem echten Anfängerfreundlichen Klettersteig befinden sich die Notausstiege in der Regel vor den anspruchsvollen Kletterstellen.

Zwei Kletterer befinden sich im Ziehkogelgrat im Intersport-Klettersteig auf den Großen Donnerkogel. Im Hintergrund geht über den Bergen Österreichs die Sonne auf.
Sonnenaufgang am Ziehkogelgrat

Nach dem Notausstieg gelangen wir über zwei Leiten auf den Ziehkogelgrat, den wir im aktuellen Verlauf des Klettersteiges auf der rechten Seite umgehen. Am zweiten Notausstieg zweigt nach Links noch die alte Klettersteigroute ab. Diese ist zwar ein Sackgasse, wir sind ihr aber trotzdem einmal gefolgt, denn Ende der Route hatten wir den perfekten Platz mit traumhafter Aussicht um den Sonnenaufgang zu genießen. Die Anschließende Umrundung des kleinen Donnerkogels ist der leichteste Abschnitt der Route. In dem langen Abschnitt mit A/B kann man auch mal Stellenweise auf die Anwendung des Klettersteigsets verzichten. In unseren frühen Stunden war zwar kein Verkehr, der überholt werden musste, angesichts dessen was wir aber am Ende unser Wanderung gesehen haben – Eine durchgängige Kette an Menschen vom Gipfel bis zum Einstieg – könnten bei Begehungen zu üblicheren Uhrzeiten die Überhohlplätze für ein angenehmes Klettersteigerlebnis entscheidend sein. Das Gamsband sollte auch wirklich zur Erholung genutzt werden. Denn am Ende wartet mit der Riesenleiter der (Mentale) Brecher auf uns. Als jemand der – wie auf dieser Website ersichtlich – durchaus auch mal Anspruchsvolle Gratwanderungen mit ein wenig ungesicherter Kraxellei geht, muss ich sagen, dass ich mich selten in meinem Leben in den Bergen so unwohl gefühlt habe, wie auf dieser Konstruktion. Diese Angst war, wenn auch eher unbegründet, für mich eine neue und ungewohnte Erfahrung, die ich aber auch durchaus als positiv verbuchen möchte. Angesichts meiner Extremsport-Erfahrungen ist es gut zu Wissen, dass tatsächlich noch ein Gefahrenbewusstsein da ist.

Ein Kletterer auf der 40-Meter-Riesenleiter im Intersport-Klettersteig auf den Großen Donnerkogel.
Die Himmelsleiter im Morgenlicht

Im Anschluss folgt die Route im Wesentlichen dem Gratrücken über das Donnermandel auf den Großen Donnerkogel. Diesen Abschnitt habe ich Persönlich als am anspruchsvollsten wahrgenommen – nicht nur weil man jetzt wirklich ordentlich Luft unter den Füßen hat, sondern auch weil sich nun nach etwa 3 Stunde Gas geben die ersten Ermüdungserscheinungen in den Armen einstellen. Die erwähnten 3 Stunden Zeit lagen übrigens schon etwa dreißig Minuten über unserem Zeitziel und brachten uns in anderer Hinsicht in die Bredouille: Denn das von uns Mitgebuchte Frühstück auf der Hütte wurde nur bis 8 Uhr morgens serviert und unser Tagesplan hatte fest inkludiert von diesem Gebrauch zu machen. Der durchaus nicht anspruchslose Abstieg über den Normalweg (T3+) wurde von uns also im Laufschritt bewältigt. Gereicht hat es aber trotzdem nicht – Zumindest nicht für alle. Clemens und ich hatten uns im Abstieg einmal kurz auf einen Trampelpfad verstiegen und brauchten dann mit Rückkehr auf den Weg eine gute Stunde. Eliska aber, die Trailrunnerin in unserer Gruppe konnte unsere Zeit um entspannte zwanzig Minuten unterbieten – und uns dann in der Hütte noch eine gute Versorgung vom Buffet sichern.


Die Verpflegung war auch bitter Notwendig. Denn während immer mehr und mehr Heerscharen von Gondel und Bergweg in Richtung Intersport-Steig eintrudelten und sich die von mir schon beschriebene riesige Warteschlange bildete ging es für uns schon wieder ins Tal. Nach einem gemütlichen Abstieg war aber am Ufer des Gosausees noch nicht Schluss für uns. Wir folgen jetzt dem Östlichen Seeufer, bis wir den Einstieg in der Laserer-Alpin-Klettersteig erreicht haben. Der ist eigentlich eine relativ kurze Affäre, aber auch so gut besucht, dass leider keine durchgängige Bewegung aufkommt. Zunächst geht es unterhalb des Normalen Wanderweges, direkt über dem Wasser an der Felswand entlang. Nach einer längeren Traverse gelangen wir zur kleinen Schwester der Himmelsleiter, die uns Senkrecht aufwärts zur Felswand oberhalb des Weges bringt. Kehren wir dann die Richtung um. Teilweise ist der Anspruch hier überraschend hoch, da in der Steilen Felswand teilweise nur Reibungstritte genutzt werden können. Dafür wartet mit einer Seilbrücke noch ein Highlight auf uns. Danach geht es noch mal kurz steil bergauf und in zwei Serpentinen zurück zum See. Die ganze Affäre ist in etwa einer Stunde erledigt, auch wenn ohne andere Kletterer sicher auch eine Halbierung des Zeitbedarfs denkbar ist. Beim Weg zurück zum Parkplatz werden die Beine dann schon langsam schwer und wir haben uns zum Abschluss am See noch ein Eis verdient.


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