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Kuhflucht und Hoher Fricken - Eine Fordernde und Vielseitige Tour

Aktualisiert: 2. März 2023


Die Kuhfluchtklamm gehört zu den klassischen Familienausflügen in Bayern. Über die A95 von München schnell erreicht, kann man über den gut ausgebauten Königsweg gemütlich bis zum unteren Ende der Klamm aufsteigen. Auf dem Weg dahin gibt es einen extra für Kinder aufbereiteten Naturlehrpfad mit allerlei Beschäftigungsmöglichkeiten. Und nach Erreichen der Klamm können besonders Mutige ihre Füße ins eiskalte Wasser der Gumpen halten, bevor es wieder in Richtung Parkplatz geht. Zusammen mit zahlreichen Möglichkeiten zum Einkehren oder Eisessen zwischen Garmisch und Farchant hat diese Tour alles, was man für einen entspannten und kurzweiligen Familienausflug am Wochenende braucht.


Soweit so gut, doch ich will euch heute eine Variante der Wanderung vorstellen, mit welcher der Ausflug zu einer gleich in mehreren Hinsichten fordernden Wandertour mutiert. Und zwar will ich euch den Aufstieg durch die Kuhflucht bis zum Hohen Fricken näherbringen.

Ausblick auf die Zugspitze oberhalb der Kuhflucht

Vier Gründe für die Tour

  • Eine Tour, die uns zwar zu den populären Kuhfluchtwasserfällen führt, dann aber schnell die ausgetretenen Pfade verlässt.

  • Ein herausfordernder Aufstieg zum Hohen Fricken, der unsere Ausdauer auf die Probe stellt.

  • Belohnt für unsere Mühen werden wir mit traumhaften Ausblicken über Wetterstein, Karwendel, Ester- und Ammergebirge.

  • Eine im Frühjahr durchaus herausfordernde Wanderung, die unsere alpinen Fähigkeiten auf die Probe stellt


Die Tour

 
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Vom Wanderparkplatz Kuhflucht in Farchant aus folgen wir zunächst einem gut ausgebauten Schotterweg über die Weidewiesen bis zum Beginn des Königsweges in den Kuhfluchtgraben. Auf besagtem Königsweg geht es dann bergauf, immer am Bachbett entlang. Der Weg ist hier mit zahlreichen Informationstafeln bestückt, welche die Wanderung zu einem kurzweiligen Vergnügen machen. Doch noch mehr zur Unterhaltung tragen natürlich die Wasserfälle der Kuhflucht bei.

Die Brücke an den Kuhfluchtfällen

Die beginnen erst klein und unscheinbar, werden dann aber immer größer und spektakulärer, bis wir uns schließlich am unteren Ende der Kuhfluchtklamm wiederfinden. Kaum zwei Kilometer sind es vom Parkplatz, bis hierher alles gut begehbar und entspannt. Doch damit ist es jetzt vorbei. Denn nach einer Brücke über den Bach beginnt ein schmaler Steig, der uns immer unnachgiebig steil zum Hohen Fricken hinaufführt. Die ersten Höhenmeter sind noch angenehm. Großzügig mit Drahtseilen versichert und mit Treppen aus Metal oder Holz an steilen Stellen ausgestattet, geht es hier bergauf. Zwei mal führen kurze Sackgassen in die Klamm selbst hinein und erlauben es uns auf Tuchfühlung mit dem wilden und ungezähmten Gebirgsfluss zu gehen.

Doch schnell ist es jetzt vorbei mit dem gut ausgebauten Weg. Stattdessen finden wir uns nun auf einem kleinen Trampelpfad wieder, der uns teilweise unangenehm steil durch einen alpinen Kiefernwald führt. Da wir hier im lichten Wald an einem Südhang der Sonne sehr stark ausgesetzt sind, wird es schnell warm. Immer wieder lohnt es sich anzuhalten, da wir jetzt nicht nur auf die Kuhfluchtfälle unter uns, sondern auch auf das Zugspitzmassiv vor uns ganz ausgezeichnete Ausblicke haben. Und das Beste ist, dass sich hier hoch nur noch wenige Wanderer verlaufen. Obwohl wir an einem sonnigen Samstag unterwegs waren, haben wir ab der Brücke kaum andere Menschen getroffen. Verglichen mit den Münchner Touristenmassen, die üblicherweise in dieser Gegend aufzufinden sind, war hier also nichts los.

Ganz verwunderlich ist es eben nicht, denn immerhin bewältigen wir auf gerade einmal drei Kilometern gut 1000 Höhenmeter. Zahlen, die gut erklären, warum der Weg sich stellenweise eher wie eine Leiter anfühlt. Und noch eine Schwierigkeit gab es für uns: Nach etwa der Hälfte unseres Anstiegs trafen wir auf die ersten Schneefelder. Ab hier kann ich das Weitergehen nur geübten Winterwanderern mit entsprechender Ausstattung empfehlen. Zumindest solange dort Schnee liegt. Denn der Aufstieg am nur teilweise gespurten Hang war trotz Grödeln durchaus eine Herausforderung. Doch gelohnt hat es sich trotzdem. Denn zu den Ausblicken in Richtung Zugspitze gesellt sich bald der aufs Kloster Ettal und auf das bayerische Seenland hinzu. Diese spektakuläre Aussicht nahe dem Gipfel kann es gut mit dem Herzogstand aufnehmen.

Das Komplette Panorama vom Gipfel

Doch um das Gipfelkreuz zu erreichen, hatten wir nicht nur eine längere Tour über Schneefelder zu bewältigen. Auch ein kurzes Stück auf einem Grat galt es zu bezwingen, wobei hier der sulzige Schnee noch zusätzlich zur Schwierigkeit beitrug. Obwohl die Schneedecke stellenweise bestimmt nahe an den vollen Meter heranreichte, war es jedoch auch am Gipfel angenehm warm. Oder anders gesagt: Bestes T-Shirt-Wetter. Jedoch sein erwähnt, dass mit solchen nassen und sulzigen Schneemassen nicht immer zu spaßen ist. Altschneelawinen können durchaus abgehen und selbst kleine Schneestücke können mit dem pappigen Schnee überraschend schnell zu gefährlichen Eisbrocken heranwachsen. Es gilt also ein gutes Maß an Vorsicht mitzubringen.

Dynamisch und mit Schwung durch den Schnee

Vom Gipfel abwärts wartete noch eine sehr spaßige Angelegenheit auf uns. In Richtung Oberauer Steig galt es ein langes, stark abschüssiges Schneefeld zu überwinden. Vielleicht habt ihr schon einmal gesehen, dass man solche Schneefelder regelrecht bergabrennen kann. Und genau das machten auch wir. Eine sehr witzige Art der Fortbewegung, obwohl man sich so Massen an Schnee in die Wanderschuhe schaufelt. Ganz ohne Slapstick Einlage blieb auch diese Aktion nicht, als einer unserer Mitwanderer seinen Lauf in einer Reihe von spektakulären Purzelbäumen bremste. Im tiefen, weichen Schnee blieb das zum Glück ohne Folgen, und bald kullerten wir allen lachend und schreiend den Hang hinunter.

Nach dem Queren des Schneefeldes und erreichen des Steiges wartete ein langer Abstieg auf uns. Da der Weg hier durch dichten Wald führt und zudem am Nordhang liegt, begleitete uns der Schnee noch recht weit ins Tal. Und wo kein Schnee war, da war Matsch. Erst mit Erreichen der Schafalm, einer kleinen, nicht bewirtschafteten Hütte, wurde der Pfad besser. Von hier bis ins Tal ist dann aber immer noch ein ganzes Stück und auch immer wieder sehr steil. Schlussendlich haben wir, ein wenig abgekämpft, den Talboden erreicht und hatten nun lediglich zwei Kilometer auf ebenem Grund vor uns. Eine Pause haben wir dann aber noch eingelegt: denn kurz vor dem Parkplatz, den wir auf einer Brücke zum zweiten Mal an diesem Tag die Kuhflucht queren, liegt ein Kneippbecken am Fluss. Dort haben wir unsere Füße noch einmal der Kälte ausgesetzt, bevor es nun endlich zurück zum Parkplatz ging.

Ausblick von der Frickenscharte kurz vor dem Oberauer Steig

Allgemein war es eine fordernde, aber wirklich schöne Wanderung, die mich selbst sehr positiv überrascht hat. Absolut traumhafte Ausblicke, die durchaus nicht ganz einfachen Schneefeldquerungen und das landschaftliche Highlight der Kuhflucht machen diese Tour zu einem vielseitigen Erlebnis, das aber durchaus nicht für jeden tauglich ist. Von mir aber bekommt diese Tour ein Like.


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