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Vier Gipfel am Samerberg - Gratwandern, Klettersteig & Freiklettern

Aktualisiert: 2. März 2023


Die Wasserwand am Sammerberg dürfte fast jedem Wanderer ein Begriff sein, der gelegentlich mal in den Chiemgauer Alpen unterwegs ist. Der Gipfel ist zwar schnell und recht einfach zu erreichen und doch kann die Tour in ihrem letzten Anstieg mit einem kurzen, für ziemlich jedermann machbaren Klettersteig aufwarten. Wer sich aber noch ein wenig umsieht, der kann in den umliegenden Berggipfeln zahlreiche Möglichkeiten finden, diese kurze Runde mit sportlichen und technischen Schwierigkeiten anzureichern. Und wer für die Jahresstatistik gerne Gipfel sammelt - nun ja, hier können vier auf einmal abgehakt werden.


Vier Gründe für die Tour:

  • Es ist eine "modulare Tour". Ganz nach Wohlbefinden und Fähigkeiten können die zu besteigenden Gipfel während der Wanderung leicht spontan angepasst werden.

  • Bei einer Gruppe mit breitem Könnensspektrum könnten sogar manche Berge nur von einzelnen Gruppenteilnehmern bestiegen werden, ohne dass die anderen zu lange warten müssen.

  • Grandiose Aussichten über die Chiemgauer Alpen (auch, wenn ich leider im Nebel unterwegs war und deswegen keine schönen Bilder habe).

  • Die Tour bietet einen breiten Mix aus alpinen Herausforderungen: Grate, Klettersteige, ungesichertes Klettern und viel mehr, jedoch immer in kleinen, leicht verdaulichen Happen.


Die Tour:

 
CIE Vier Gipfel am Samerberg
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Von München aus geht es auf der A8 bis zur Ausfahrt Achenmühle. Bergauf können wir nun zunächst den Schildern in Richtung Hochriesbahn folgen. Dort angekommen müssen wir aber noch ein gutes Stück nach Süden fahren, bis endlich der Wanderparkplatz Schweibern ausgeschildert ist.

Von hier aus geht es, etwas untypisch für eine Bergwanderung, zunächst leicht bergab. Als aller erster wollen wir nämlich den Duftbräu-Gasthof erreichen. Hierzu müssen wir unter anderem auch eine Weide queren, auf der sich im Fall meiner Wanderung ein paar sehr zutrauliche Esel befanden. Gleich neben dem Duftbräu beginnt ein Bierlehrpfad entlang des Fluderbaches. Der Weg ist einfach zu gehen und führt uns an zwei märchenhaft anmutenden Wasserfällen vorbei. Interessanterweise wird die Wanderung durch dieses Flusstal bei kaum einer der online verfügbaren Tourempfehlungen für die Wasserwand erwähnt. Das halte ich für eine verpasste Gelegenheit, denn unsere Tour wird dadurch nur unwesentlich länger, wir bekommen aber ein zusätzliches landschaftliches Highlight zu sehen.

Die Wasserfälle am Fluderbach

Wir halten den Bach immer zu unserer linken und laufen an zwei Brücken vorbei, ohne diese zu nutzen. Nach der zweiten entfernen wir uns langsam vom Wasserlauf und queren eine Almwiese. Der anschließende Anstieg bringt uns über einen forstwegbreiten Wanderweg zu einer Wegkreuzung, die wir nach der Beschilderung gerade queren müssten. Doch genau das machen wir nicht. Stattdessen wenden wir uns nach rechts und folgen weiter unserer Forststraße, bis wir zum nächsten Schild kommen, dass uns jetzt nach links zu den Daffnerwandalmen weisen.


Der als Max-Schäfer-Steig ausgeschriebene Weg scheint die Bezeichnung als solcher zunächst nicht verdient zu haben. Über einen breiten Forstweg geht es gemütlich den Berg hinauf. Doch schnell ändert sich der Charakter, die Steigung nimmt zu und der Weg wird schmaler. Schlussendlich ist es doch ein Steig, der sich unter unseren Füßen über Stock und Stein den Berg hinaufwindet. Wenn wir schließlich die Almwiesen erreichen, bleibt Zeit die Hütten vor der Kulisse der Wasserwand zu bewundern. Im Falle meiner Wanderung war dies leider auch der letzte Zeitpunkt der Tour, bei dem ich nicht komplett vom Nebel eingehüllt wurde.

Die Wasserwand von den Daffnerwandalmen aus

Der nun folgende Anstieg bis zum Beginn des Wasserwand-Klettersteiges ist steil und die Pfade sind nicht im besten Zustand. Immer wieder gibt es tiefe Gräben oder abgebrochene Wegstücke. Dazu kommt eine Menge Matsch im oberen Bereich, die, so vermute ich, das ganze Jahr über nicht trocknen dürfte. Schlussendlich erreichen wir aber doch das erste Stahlseil. Die führen uns über einen Halbkamin annähernd senkrecht den Berg nach oben. Der Anstieg ist populär und entsprechend glatt geschliffen sind auch die Tritte und Griffe im Felsen. Viele gehen diesen Mini-Klettersteig ohne Sicherung, was ich durchaus vertretbar finde. Das versicherte Stück endet nämlich auf halbem Weg zum Gipfel, und von hier aus bleibt entweder eine kurze Kraxelei (UIAA I) oder eine etwa zwanzig Meter lange Gratüberschreitung. Wer also ein Klettersteigset braucht, um das Drahtseilstück zu bewältigen, der wird es eher nicht zum Gipfelkreuz schaffen.

Die erfolgreichen Gipfelstürmer werden allerdings mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Also vermute ich zumindest, denn ich habe leider nichts außer Nebel gesehen. Nach dem Abstieg über dieselbe Route nehmen wir so nebenher den Gipfel des Heuberges mit. Den müssen wir auf dieser Tour sogar zweimal überschreiten. Das erste Mal auf unserem Weg zum Kitzstein. Der wartet nach dem Heuberg mit zwei etwas schwierigeren Stellen auf einem schmalen Pfad auf. Die sind zwar jeweils drahtseilversichert und erlauben so einen helfenden Griff an die Wand, dennoch ist dieser Abschnitt mit einem tiefen Abgrund zu unserer Linken nicht ganz ohne. Der anschließende Weg auf den Kitzstein ist stressfrei und bringt uns wiederum zu einem Gipfelkreuz mit (vermutlich) grandiosen Aussichten. Nach einer Pause geht es auf demselben Pfad zurück, bis zum Heuberg, wo wir uns dann nach links wenden.

Gipfel des Kitzsteins im Nebel

Die anschließende Wanderung entlang des Heubergsattels bis zur Kindelwand kann sich auch im Nebel sehen lassen. Immer wieder werden wir zu schönen Aussichtsfelsen geführt, die in meinem Fall zwar keinen Weitblick übers Inntal ermöglicht haben, dafür aber auf die skurril aus dem Dampf stechende Wald und Felslandschaft. Und das hat seine ganz eigene Schönheit gehabt. Angekommen an der Kindelwand können wir entweder auf unserem Pfad am Wandfuß entlang laufen, bis wir auf den Normalweg aufsteigen können, oder wir wählen die etwas abenteuerliche Variante. Etwa vierzig Meter links vom Beginn des Normalweges versteckt sich eine Kletterroute (UIAA II - II+) im Felsen. Die führt über zwei unversicherte Halbkamine nach oben. Die sind von der Beschaffenheit ähnlich der Klettersteigroute auf die Wasserwand nur eben komplett ohne Sicherung. Entscheidend dabei ist die nach links führende Traverse auf halber Höhe, die man nicht verpassen sollte. Das kann insbesondere deswegen passieren, da der Weg des geringsten Widerstandes weiter nach oben führt, dann aber etwa fünf Meter höher in eine Sackgasse endet. Diese wieder zu verlassen braucht es, wie ich berichten kann, eine mehr als fordernde Kletterei bergab. Stattdessen sollte man die deutliche Chance zur Querung auf einen grasbewachsenen Steilhang nutzen. Hier folgen wir einem kaum zu erkennendem Pfad im Gras, der uns schlussendlich zu unserem zweiten Halbkamin führt. Und der bringt uns auf den Gipfel. Tritte und Griffe sind zwar in großer Menge vorhanden, jedoch nicht mehr alle ganz trivial. Ich bin diesen Anstieg ungesichert gegangen, was ich entsprechend meiner Klettererfahrung als "Noch im Rahmen" beurteilen würde. Allerdings kenne ich wenige, die sich hier ohne Seil hoch trauen würden. Leider ist der Aufbau eines Standplatzes zum Sichern in der Wand nur mit Friends möglich. Ob man die für ca. 30 hm Kraxelei mitzuschleppen will, bleibt jedem selbst überlassen. Als Alternative für alle, die sich an der Wand nicht wohlfühlen, ist immer noch der Normalweg da.

Die Freikletterpassage auf die Kindelwand

Verglichen mit diesem Aufsteig ist der Abstieg über den Normalweg ein Klacks, auch wenn er nicht harmlos ist. Highlight dabei stellt die Kindelwand-Durchgangshöhle dar. Im Anschluss gibt es noch einige Kraxelpassagen, bis wir schlussendlich auf dem Kindelwand-Bergsteig ankommen, der uns wieder ins Tal führt. Der Abstieg zieht sich hier eine Weile hin, ist aber dennoch eben so schön wie die ganze restliche Wanderung. Und wir können uns auf dem Weg zum Parkplatz mit dem Gedanken erfreuen, dass wir vermutlich mehr geschafft haben, als die große Masse der Wanderer die uns auf diesem Weg in Scharen entgegenkommt.


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